Vertrauensfrage:

SALAMANTEX
6 min readFeb 7, 2023

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was ist sicherer — Bargeld oder digitale Währungen ?

Eine kürzliche Umfrage auf unserem Twitter-Profil hat gezeigt, dass die Nutzer mehr Vertrauen in Bargeld als in digitale Währungen haben; und das obwohl Twitter ein wichtiger Kanal für die Krypto-Community und junge digitalaffinere Generationen ist:

SALAMANTEX Twitter-Umfrage: Welche Geldform erscheint dir als sicherste Option? Bargeld, Bankkarten, digitale Währungen

Wir wollen herausfinden, ob diese Vertrauenslücke sich erklären lässt und ob Bargeld in der Tat sicherer als digitale Währungen ist. Zuallererst schauen wir und einige der Nachteile von digitalen Währungen, so wie z.B. Kryptowährungen, an:

Betrug, Internetbetrug und Geldwäsche

Digitale Währungen haben derzeit keine lupenreine Reputation, weil sie oft und gerne von Kriminellen als Spielwiese für Betrüge und Geldwäsche genutzt werden. Der Grund weshalb diese hier leichtes Spiel haben ist die Tatsache, dass der regulatorische Rahmen noch nicht voll ausgereift ist und damit zahlreiche Schlupflöcher für illegale Aktivitäten bietet. Wir haben uns dieser Problematik bereits in einem früheren Artikel gewidment: Das Rennen zwischen Regulierungsbehörden und Kriminellen in der DeFi-Branche | by SALAMANTEX | Medium

Soweit der Status Quo; wir erwarten allerdings, dass diese Schlupflöcher schon bald gestopft sein werden, als natürliche Nebenerscheinung des Reifeprozesses der Branche. Digitale Währungen haben das Potenzial eine wahrhaft sichere Geldform darzustellen, sobald es einen lückenlosen globalen Regulierungsrahmen mit einer strengen Strafverfolgung gibt. Blockchain-fundierte Währungen haben einen unglaublichen Vorteil gegenüber von Bargeld und anderen Währungsformen: sie sind extrem transparent und nachvollziehbar, da alles auf der Blockchain registriert wird und Transaktionen über einen Konsensusmechanismus genehmigt werden müssen, ganz ohne zentralen Mittelmann.

Hohe Volatilität von Kryptowährungen

Zu dem niedrigen Vertrauen in Kryptowährungen trägt auch ihr hohes Volatilitätsrisko bei. Ihr Wert kann schnell radikal nach oben oder unten springen, weshalb sie für Investoren besonders lukrativ sein können. Andererseits schränkt diese Eigenschaft allerdings ihre Nutzbarkeit als Wertanlage oder Währung im Tagesgeschäft ein. “Kryptowährungen sind von Natura us volatil.”[1] Dennoch gibt es bereits stabilere Alternativen unter den digitalen Währunge, die sogenannten stablecoins (zu deutsch: stabile Münzen). “Stablecoins sind Kryptowährungen deren Wert abegsteckt bzw an einen anderen Wertgegenstand geknüpft ist. Stablecoins stellen eine Alternative zur hohen Volatiät der beliebtesten Kryptowährungen dar.”[2] Derzeit ist es noch unklar, ob sich der Kryptomarkt über die Jahre stabilisieren oder seiner volatilen Natur langfristig treu bleiben wird.

Digitale Währungen leben im Internet oder in einer wallet (zu deutsch: Handy-Geldbörse), weshalb sie sehr viel weniger greifbar sind als Bargeld, das man in der Hand halten kann. Dennoch hat auch Bargeld so einige Risikofaktoren, die oft außer Acht gelassen werden. Diese wollen wir in den folgenden Absätzen thematisieren:

Verlust, Diebstahl und Raubüberfall

‚Geld liegt nicht auf der Straße‘. Manchmal aber doch und man freut sich über den glücklichen Fund. Bargeld hat keinerlei Funktion zur Nachverfolgung, eine Identifikation ist nur möglich, wenn sich das Bargeld noch in einer Geldbörse mit Ausweisen befindet. Bargeld ist komplett anonym und absolut nicht nachvollziehbar. Ein Glücksgriff, wenn man es auf der Straße findet; im größeren Stil ist es allerdings auch die beste Währungsform für illegale Aktivitäten, wie Geldwäsche.

Zudem ist jede Person und jeder Ort mit Bargeld automatisch ein potenzielles Ziel für einen Raubangriff. Laut FBI, finden jährlich ca 3000–4000 Banküberfälle statt[3]. Doch nicht nur Banken und Zentralbanken werden angegriffen, wie wir es ab und zu in den Medien lesen müssen oder wie es Millionen von Nutzern in der Erfolgsserie ‚Geld des Hauses‘ angeschaut haben. Überfälle sind leider ein absolut alltägliches Ereignis, von dem auch wir alle betroffen sind: sei es ein Taschendiebstahl beim gemütlichen Einkaufsbummel oder ein (bewaffneter) Hauseinbruch, à la Aktenzeichen XY.

Die Zahlen sprechen für sich: “Mehr als 400,000 Taschendiebstähle passieren durchschnittlich an jedem Tag”[4] und “im Durchschnitt werden in den USA über einer Million Häuser im Jahr ausgeraubt” und darunter sogar 25% im hellsten Tageslicht[5].

Falschgeld-Paradis

Schon gewusst: “als der amerikanische Secret Service am 5. Juli 1865 gegründet wurde, war der Hauptgrund die Bekämpfung von Falschgeld; damals waren zwischen einem Drittel und der Hälfte des Bargelds im nationalen Umlauf Falschgeld. Im Finanzjahr 2001 waren nur noch .01 Prozent der rund 600 Milliarde US-Dollar in Zirkulation — ein riesen Erfolg für den Secret Service“[6].

Das Design von Geldscheinen wird regelmäßig überholt, um diese durch zusätzliche Merkmale schwieriger zu fälschen zu machen. Dadurch ist die Anzahl an Falschgeld über die Jahre gesunken, aber diese Entwicklung scheint leider nur kurzfristig gewesen zu sein, denn auch Kriminelle haben sich über die Jahre weiterentwickelt. Im Finanzjahr 2010 hat der Secret Service 261 Million US-Dollar Falschgeld sichergestellt, und damit 79 Millionen mehr als im Jahr 2009.[7]

Für den Normalbürger und auch geschultes Servicepersonal ist es unglaublich schwierig echtes Bargeld von Falschgeld zu unterscheiden. Schaffst du es für die Einhundert-US-Dollar-Banknote?

Echter vs gefälschter 100-Dollarschein (links die Fälschung, rechts der echte Dollar)[8]

Alle Erkennungsmerkmale von originalen Euro-Scheinen gibt es auf der Webseite der deutschen Bundesbank: Falschgelderkennung | Deutsche Bundesbank

Abhängigkeit von Zentralbanken

Der Wert von Geldscheinen und Münzen ist fix, je nachdem welcher Wert aufgedruckt ist; so sollte man meinen. In der Realität sind Zentralbanken allerdings in der Lage den Wert anzupassen, indem sie frisches Papiergeld in die Umlaufbahn pumpen und damit den Wert reduzieren oder aber weniger frisches Geld in den Umlauf lassen und damit den Wert erhöhen. Was auf dem Schein steht bleibt gleich, aber die dazugehörige Kaufkraft ändert sich. “Zentralbanken nutzen [diese] Geldmarktpolitik um die Wirtschaft zu stabilisieren und in Zeiten einer Rezession zu stärken.“[9] Dieser Prozess erscheint gesund für die Wirtschaft. Er bedeutet aber auch, dass wir nicht sicher sein können, ob unser Bargeld immer die gleiche Kaufkraft hat. Wenn zu viel Geld im Umlauf ist, steigen die Preise von Gütern und Services. Das ist die sogenannte ‚Inflation‘ in der Fachsprache. Diese Grafik zeigt am Beispiel eines Kaffees wie Preise im Rahmen der Inflation über die letzten Jahre gestiegen sind:

Investopedia / Julie Bang: ‘Wie Inflation den Preis eines Kaffees über die Jahre verändert hat‘[10]

Bei Papiergeld vertrauen wir darauf, dass die Zentralbanken ihr Mandat der Preisstabilität erfüllen, so dass das Geld tatsächlich eine verlässliche Wertanlage ist.[11] Ebenso vertrauen wir Banken sicherzustellen, dass Geld nur einmalig bei einer Überweisung von A nach B geht und nicht mehrfach in parallelen Überweisungen verwendet wird.[12] Bei Blockchain-basierten Währungen hingegen liegt diese Entscheidungskraft nicht bei einer alleinigen zentralen Stelle; stattdessen muss das gesamte dezentralisierte Netzwerk zu einem Konsensus kommen. Das nennt sich Konsensusmechanismus. Kryptowährungen und auch alle anderen Blockchain-basierte Vorgänge vermeiden die Abhängigkeit von einer zentralisierten Stelle zur Validierung und sind somit sicherer und verlässlicher.

Widmen wir und noch wieder der Vertrauensfrage. Studien haben herausgefunden, dass es nicht eine Frage des Vertrauen in eine Geldform sondern vielmehr mit dem Herausgeber des Geldes zusammenhängt. „Die Befragten sehen Zentralbanken als den bevorzugten Herausgeber von digitalen Währungen. Im Gegenzug sind Tech-Firmen die am wenigsten gewünschte Option.”[13] Wir sind Gewohnheitstiere und warum etwas misstrauen, das sich über Jahre in der Vergangenheit bewährt hat? „Die Herausforderung [für digitale Währungen] besteht darin, die Vorteile von Bargeld in die digitale Welt zu übertragen, so dass sie weiterhin ein öffentliches vertrautes Gut darstellen.“

Ipsos, MORI, OMFIF analysis: ‘Zentralbanken tragen das größte Vertrauen für die Herausgabe von digitalem Geld‘[13]

Zusammenfassend stellen wir fest, dass alle Geldformen gewisse Vor- und Nachteile mit sich bringen. Zur weiteren natürlichen Entwicklung nach dem Darwinschen Prinzip des Überlebens der Stärksten, sollten sich die Vorteile der verschiedenen Währungsformen durchsetzen um so in der Zukunft die best angepassteste Geldform zu schaffen. Könnten das die sogenannten CBDCs (Central Bank Digital Currencies, zu deutsch: zentralbankgeschaffenes Digitalgeld) sein? Schon jetzt hört man immer wieder von ihnen und derzeit „untersuchen sie rund 100 Länder, um festzustellen, ob sie die Erfindung sind die sich positiv auf die Volkswirtschaft so wie auf die Gesellschaft auswirken wird.“[14]

[1] What Makes the Crypto Currency Market Volatile? 6 Key Reasons (makeuseof.com)

[2] Stablecoins: Definition, How They Work, and Types (investopedia.com)

[3] https://capitalcounselor.com/bank-robbery-statistics/

[4] Pickpocketing: Statistics Indicate You May Be at Risk and What to Avoid (havengear.com)

[5] https://www.forbes.com/home-improvement/home-security/home-invasion-statistics/

[6] How much currency is circulating in the economy, and how much of it is counterfeit? Is currency included in the money supply statistics? — Education (frbsf.org)

[7] Business Risk of Customers Using Cash (chron.com)

[8] 4 Ways to Detect Counterfeit US Money — wikiHow

[9] Fiscal Policy vs. Monetary Policy: Pros and Cons (investopedia.com)

[10] Fiscal Policy vs. Monetary Policy: Pros and Cons (investopedia.com)

[11] PC-10_2018_2.pdf (bruegel.org)

[12] What Are Cryptocurrencies like Bitcoin, Ethereum and Ripple? — Back to Basics — IMF F&D Magazine

[13] OMFIF_G+D_LiveFile.indd

[14] Can CBDCs help stabilize global financial markets? | World Economic Forum (weforum.org)

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