Das Rennen zwischen Regulierungsbehörden und Kriminellen in der DeFi-Branche

SALAMANTEX
6 min readSep 12, 2022

- Ein Kommentar von Niall Murray, Direktor — Global Business bei SALAMANTEX

Lang vorbei sind die Zeiten, in denen Kryptowährungen nur im Darknet Anwendung fanden, wie es Nick Bilton in seinem Buch ‚The American Kingpin‘ veranschaulicht hat. Viel hat sich seitdem getan und Kryptowährungen sind weltweit in unserem Alltag angekommen. Der globale Einführungsindex von Chainanalysis aus dem Jahr 2020 zeigt bereits, dass von 154 Ländern, nur zwölf noch keine bedeutsame Kryptoaktivität registrieren.[1] Das bedeutet mehr als 90% der Weltbevölkerung sowohl in entwickelten als auch in sich entwickelnden Ländern verzeichnen bereits eine Kryptonutzung.

Figur 1: Globaler Einführungsindex von Chainanalysis

In Anbetracht dieses weltweiten Wachstums — wie können Regierungen sicherstellen, dass Krypto nur für legale Aktivitäten genutzt wird? Auf Augenhöhe mit den schnell sich ändernden techonologischen Entwicklungen zu bleiben ist heutzutage eine gängige Herausforderung für Regulierungsbehörden. „Zu viele Regulierungen dämmen Wachstum und Akzeptanz ein” [2], während unzureichende aufsichtsrechtliche Rahmenbedingungen Kriminellen einen Freifahrtschein geben. Der Balanceakt zwischen zu viel und zu wenig ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für das langfristige Branchenwachstum. Es ist ein junger Markt, der noch reifen muss. Es ist wahrlich ein Dauerlauf zwischen Regulierungsbehörden und Kriminellen, die immer wieder Lücken finden und ausnützen und damit dem Ruf von Kryptowährungen schaden. Mit dem Boom von DeFi, blüht auch die kriminelle Ausnutzung dieser neuen Technologien und Möglichkeiten auf. “Kryptowährungsbasierte Kriminalität hat 2021 einen neuen Höhepunkt erreicht. Unrechtmäßige Adressen haben über das Jahr verteilt 14 Milliarden Dollar erhalten. Im Vergleich dazu, waren es 2020 mit 7.8 Milliarden Dollar noch nur knapp die Hälfte.“[3]

Kriminelle nutzen Kryptowährungen und DeFi-Protokolle hauptsächlich zu Geldwäschezwecken. Gewaschen werden sowohl Summen aus kriminellen Online-Aktivitäten wie von Scams und Kryptodiebstählen, als auch aus kriminellen Aktivitäten abseits der Blockchain, vor allem aus dem Drogenhandel.

Wie wir wissen „ist Geldwäsche […] nichts Neues. Dabei werden immer illegal generierte Beträge in den finanziellen Kreislauf eingeschleußt […], bevor diese dann weiter überwiesen werden um ihren Ursprung zu verschleiern.”[4] Doch weshalb sind die Blockchain und Krypto besonders vorteilhaft für das Geschäft der Geldwäsche?

1. Während die Blockchain nicht komplett anynoym ist, fordern manche Kryptowechselstuben nur die Angabe einer Email-Adresse für die Nutzeridentifikation. Dadurch bekommen Kriminielle die gewünschte Anonymität mit der sie rechtlichen Konsequenzen aus dem Weg gehen können.

2. Wo wir gerade beim Thema Strafverfolgung sind: durch das Fehlen einer klaren Gesetzgebung haben Kriminelle teils noch freie Hand.

3. Die Blockchain-Technologie hat Geldbewegungen revolutioniert, was auch den Kriminellen zu Gute kommt: Transaktionen sind nicht nur schnell und ohne Mittelsmann, sie funktionieren auch reibungslos über geographische Grenzen hinweg.

Kein Grund zum Verzweifeln! Durch das nun gesammelte Wissen wie die Blockchain und Kryptowährungen von Kriminellen missbraucht werden, können wir jetzt aktiv dagegen vorgehen. Es wird Zeit, dass digitale Güter ihren schlechten Ruf ein für allemal loswerden, damit sie eine voll legitime Währung für unsere Welt von morgen werden können.

Im Großen und Ganzen sollte ein zweiteiliger Prozess die Lösung dieser Problemstellung sein. Als erstes müssen flächendeckende regulatorische Rahmenbedingungen eingeführt werden, die mit der sich verändernden Branche mitwachsen. Als zweiter Schritt müssen ebendiese Gesetze dann durch strikte Strafverfolgung durchgesetzt werden. Klingt einfacher als es sich in der Realität tatsächlich darstellt.

Schauen wir uns den ersten Schritt, die Einführung einer klaren Gesetzesgebung, noch einmal genauer an. Wir haben hier drei Hauptbereiche definiert, die für die Komplexität dieser Aufgabe ausschlaggebend sind:

1. Da sich Technologien kontinuierlich weiterentwickeln, ist auch die Aktualisierung der benötigten Regularien ein Dauerlauf statt eines Sprints mit einem klaren Ende in Sicht. Jeder Rückfall der Gesetzgeber wird von Kriminellen ausgenutzt, um sich einen Vorsprung zu sichern.

2. Ein weiteres Problem der Gesetzgeber ist die Klärung des Zuständigkeitsbereiches. Die Definition von Kryptowährungen gestaltet sich als sehr vielfältig. Weltweit werden Kryptowährungen sowohl als Währungen, als Anlagen, als Eigentum und auch als Handelsobjekte angesehen. Durch diese Vielfältigkeit kommt es bei der Entscheidung des behördlichen Zuständigkeit immer wieder zu Schwierigkeiten.

3. Wie bereits angesprochen, sind Kryptowährungen in der Tat grenzüberschreitend. Für die zuständige Gesetzgebung ist dies allerdings nicht der Fall. Eine grenzübergreifende einheitliche Gesetzgebung ist (noch) nicht in Sicht. Nach momentaner Lage, herrscht ein zersplitterter Fleckenteppich an Gesetzen die von Land zu Land und teils sogar von Bundesland zu Bundesland variieren. Wie der Bericht von Thomson Reuters “Kryptowährungsregulierungen je nach Land” von 2022 zeigt, besteht noch nicht einmal Übereinstimmung, ob Kryptowährungen als legal oder illegal betrachtet werden[5]:

Figur 2: “Kryptowährungsregulierungen je nach Land” von Thomson Reuters

Nachdem wir nun den ersten Schritt mit einem klar verständlichen Netz an Gesetzgebungen definiert haben, werden wir uns nun Schritt zwei widmen. In diesem geht es darum wie Regulierungen strenger durchgesetzt werden müssten. Was bringen uns Gesetze und Regeln, die niemand einhält? Absolut nichts! Es ist nur menschlich sich in zweierlei Arten motivieren zu lassen: entweder durch positive Anreize oder durch Strafandrohung von negativen Konsequenzen.

Gesetzesvollzug ist sowohl für nicht gesetzeskonforme Firmen als auch für Privatleute, die das System für illegale Zwecke nutzen, von Nöten. Zuerst werden wir näher auf die Unternehmensseite eingehen. Derzeit ist es wichtig, dass Anbieter folgende drei Aspekte befolgen, um sich positiv auf das Kryptogeschehen auszuwirken:

1. Einhaltung aller Regulierungen und das Erlangen einer benötigten Lizenz oder Registrierung, die zugleich als Gütesiegel für Händler und Endkunden dient;

2. Einführen von unnachgiebigen Anti-Geldwäsche-Prozessen, die eine strenge KYC-Überprüung (know-your-customer, zu deutsch: kenne deinen Kunden) beinhalten;

3. Unterstützung des Strafvollzugs, zum Beispiel durch das Preisgeben von Kundendaten zu Identifikationszwecken, insofern gegen keine Datenschutzbestimmungen verstoßen wird.

Die Grenzen zwischen der digitalen und der physikalischen Welt sind mittlerweile veschwommen. Geld bewegt sich problemlos zwischen der Online- und der Offline-Seite hin und her. Wir wollen uns ein paar mögliche Szenarien vor Augen führen, um zu verdeutlichen wie dringend der Kampf gegen die Gelwäsche auf der Blockchain bereits ist: ‚dreckiges‘ Geld aus dem Drogenhandel wird über Krypto-Wechselstuben gewaschen und dann wieder in den Kreilauf als sauberes Geld eingeschleußt. Wenn man den Bogen noch weiter spannt, könnte dieses Geld dann auch noch zu Kriegs- oder Terrorismusfinanzierungszwecken genutzt werden, wie es mutmaßlich 2020 in Wien bereits der Fall war.[6]

In einer dezentralisierten Welt ohne institutionelle Mittelmänner ist es vermehrt die Verantwortlichkeit von Unternehmen ihre Kunden zu schützen und zu kontrollieren, dass niemand ihre Plattformen für kriminelle Zwecke missbraucht. Dennoch ist es weiterhin die Aufgabe der Regierungen für klare Gesetzgebungen zu sorgen und deren Durchsetzung sicherzustellen.

“Die Kryptowelt befindet sich derzeit noch im Entwicklungsstadium und genauso wie bei einem Kind ist es wichtig schon von Anfang an die richtigen Werte vorzuleben und somit ein erfolgreiches, nachhaltiges Wachstum zu ermöglichen”, sagt Niall Murray, Direktor — Global Business bei SALAMANTEX. “Wir brauchen klare Regulierungen und eine strenge Rechtsdurchsetzung mit harten Strafen für Missetäter, wie auch positive Anreize für Firmen mit Vorbildcharakter. Nur so kann sich die Branche entfalten und ihr volles Potenzial fern von ihren Darknet-Ursprüngen erreichen.”

[1] The 2020 Global Crypto Adoption Index: Cryptocurrency is a Global Phenomenon — Chainalysis

[2] Cryptocurrency’s future: What compliance needs to know | Article | Compliance Week

[3] Crypto Crime Trends for 2022: Illicit Transaction Activity Reaches All-Time High in Value, All-Time Low in Share of All Cryptocurrency Activity — Chainalysis

[4] Cryptocurrency money laundering on DeFi skyrockets (pinsentmasons.com)

[5] https://www.thomsonreuters.com/en-us/posts/wp-content/uploads/sites/20/2022/04/Cryptos-Report-Compendium-2022.pdf

[6] https://www.thomsonreuters.com/en-us/posts/wp-content/uploads/sites/20/2022/04/Cryptos-Report-Compendium-2022.pdf

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